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Kleiner Führer durch die Michaelskirche

Die Michaelskirche Groß-Bieberau "war von ältesten Zeiten her eine Pfarr- und Mutterkirche"(Pfr. Winter, 1858). Das Kirchspiel umfasste damals acht Filialen: Rodau, Lichtenberg, Obernhausen, Niedernhausen, Nonrod, Meßbach, Billings, Steinau.
Die Kirche besaß zwei Altäre: Unser lieben Frauen und St. Michael. Sie unterstand dem Landkapitel Montat, das in Groß-Umstadt seinen Sitz hatte und dem Archidiakonat Aschaffenburg (780 gegründet) zugehörte.

1401 Kammereirechnungen bestätigen 1401 und 1403 einen Pastor und einen Vikar in Groß-Bieberau. 1510 ist ihnen sogar ein Frühmessner zugeteilt. Ältester Bauzeuge ist der romanische Turm, Rest einer mittelalterlichen Wehrkirche. Erhalten blieb eine zugemauerte Schießscharte. Eine Mauer umschloss Kirche und Friedhof, die den heutigen Marktpalzt miteinbezog. Dort lag auch ein Gadem (Vorratskammer für Notzeiten), der 1829 mitsamt der Mauer abgerissen wurde. Erde und Gebeine wurden ins Feld gefahren.

1464 Das älteste Datum zur Kirche überliefert Pfr. Mg. Tobias Wagner, der 1576 an einer Säule die Jahreszahl 1464 vorfand. Es ist wohl das Datum einer Renovierung, bei der die gotischen Fresken im Turm entstanden sein könnten (Reste 1909 frei gelegt). Im Dreißigjähringen Krieg wruden zwei Schichten Gräber übereinander angelegt, so dass der Rundbogen der Ortseite "Stockwerstief unter der Erde zu stehen kam" (Pfr. Winter).

1520 Mit der Reformation, die schon 1520 durch Pfr. Johnnes Petermann - einem anderen Bericht nach durch Pfr. Fridericus N. - eingeführt wurde, übernimmt der Landgraf in Darmstadt das Recht der Kollatur (Verleihung von Kirchenämtern und Kirchenaufsicht). Örtliche Patrone sind die Herren von Schrautenbach (Sitz in Rodau), die auch in der Kirche beigesetzt werden. Ihre Epitaphien (Grabsteine) sind nicht erhalten.

1571 Auf erste umfangreiche Ausbesserungsarbeiten der Kirche weißt der Name des Zimmermannes Eychhorn und die Jahreszahl 1571 an einer Emporensäule hin.

1634 Den Dreißigjährigen Krieg überlebten im Kirchspiel etwa 30 Familien. Die Minck‘sche Chronik aus den Jahren nach dem Krieg berichtet eindrucksvoll über das Pestjahr 1636. Die Kirche verfiel und musste 1650-1652 notdürftig renoviert werden.

1726 Nach den Plänen des Ing. Hauptmanns Johann Friedrich Karge aus Darmstadt wurde nach der Grundsteinlegung 1726 der jetzige Bau errichtet. Ein Holztonnengewölbe überspannt den Mittelraum, der durch ein Pseudomansarddach abgedeckt wird. Mächtige Holzsäulen tragen das Gewölbe und stützen die dreiseitige Empore.
Der Turm erhält einen achteckigen Aufbau mit welscher Haube und betont so den barocken Charakter des 1730 beendeten Neubaus.
Übernommen wird der 1700 gestiftete Taufstein.
Die barocke Orgel kommt aus Aschaffenburg und wird über dem Haupteingang eingebaut.
Die alte Turmuhr kann repariert werden.
Das Kruzifix wird im Orgelgehäuse aufgehängt und bekommt später seinen Platz im Seitenschiff. Der Corpus mit einer Höhe von 110 cm dürfte eine Arbeit aus dem 18. Jahrhundert sein. Die Chronik berichtet, dass das Kruzifix zur Kirchweihe 1730 gestiftet wurde.

1842 wird das Innere völlig umgestaltet. Der Rundbogen hinter dem Altar wird erhöht, so dass die Orgel im Turm untergebracht werden kann. Der alte Chorraum wird jetzt Sakristei und durch zwei Glastüren vom Kirchenschiff getrennt. Seit 1849 betreibt Lichtenberg die Teilung des Kirchspiels, die 1877 endgültig vollzogen wird. Als Filialen verbleiben: Rodau, Hottenbacher Hof und Hippelsbach.

1868 Am 12. Januar wird zum ersten Mal die zweite Orgel der Michaelskirche im Gottesdienst gespielt.

1909 „Ein hochbedeutsames Werk“ (Pfr. W. Kraemer, 1910) war die Re-novierung von 1909. Innen - und Außenputz werden vollständig ab-geschlagen, der Westgiebel in „runden Linien“ geführt, der Haupteingang vergrößert, ein Vorbau als Windschutz, von mächtigen Säulen getragen, vorgesetzt. Ebenso erhält der Turmeingang einen Holzvorbau. Das kleine Westfenster wird zur Jugendstilrosette vergrößert und bestimmt an hellen Nachmittagen die Atmosphäre des Raumes. Bei den Erneuerungsarbeiten im Jahr 1909 hat Kirchenmaler Lanz aus Frankfurt die Ausmalung im Jugendstil übernommen.

1942 Wie im Dreißigjährigen Krieg mussten auch 1942 zwei Glocken des Geläutes, 1896 zu einem Dreiklang e‘, g‘, h‘ ergänzt, abgegeben werden. Die kleinere kehrte 1948 wieder zurück. Mit der neuen Glocke von 1950 konnte das alte Geläute wieder hergestellt werden.

1967 Bei der Renovierung 1967-68 wurden die Jugendstilornamente als „Schablonenmalerei“ und „nicht erhaltenswert“ sorgfältig abgewaschen und großflächig überstrichen.

1976 Zum dritten Mal erklingt im Festgottesdienst am 2. Advent eine neue Orgel, die bis heute die Gottesdienstbesucher erfreut (siehe Orgelflyer).

1991 Die Renovierung 1991 war notwendig geworden, weil Risse die Bedrohung der Bausubstanz verdeutlichten. Im Innern sollte nun der „historische Befund“ restauriert werden. Da frühere Ausmalungen nicht mehr nachzuweisen waren, einigte man sich auf die „Schablonenmalerei" des Jugendstils, der inzwischen historisch geworden war und einem Trend der Zeit entgegenkam.
Die Michaelskirche wurde wieder eine Kirche im Jugendstil und somit ein seltenes Schmuckstück dieser Epoche im sakralen Raum.

2012 Die Bauarbeiten für den lange geplanten barrierefreien Zugang werden abgeschlossen. Am Diakoniesonntag im Oktober fand die offizielle Eröffnung statt. Jetzt können Besucher mit Kinderwagen, Rollstuhl, Rollator oder auch zu Fuß ohne Treppenstufen unsere Kirche erreichen.

Unmittelbar neben der Kirche liegt das Pfarrhaus. Das zweigeschossige traufständige Gebäude mit verschindeltem Fachwerk über massivem Erdgeschoß wurde 1817 im Stil des ausgehenden 18. Jahrhunderts mit einer vorgelagerten Sandsteintreppe gebaut. Ebenfalls neben der Kirche, in der Kirchstraße, liegt die ehemalige Pfarrscheune, die heute als Gemeindehaus genutzt wird. In diesem Gebäude befanden sich seit 1936 der Kindergarten und die Wohnung der Gemeindeschwester.

In der Straße „Am Haslochberg 20“ steht das Gebäude des 1970-72 neu errichteten kirchlichen Kindergartens, in dessen Räumen sich seit 1994 auch das Büro der Sozial- und Diakoniestation befand.

Im Jahr 2003 erwarb der gemeinnützige Verein "Diakoniezentrum Groß-Bieberau e.V." die unter Denkmalschutz stehende Hofreite Rothenhäuser in der Sudetenstr. 1. Die Umbau-, Wiederaufbau- und Erweiterungsarbeiten dauerten von 2004 bis 2007.
Seitdem befindet sich dort die Diakoniestation der Evangelischen Kirchengemeinde, die Evangelische Öffentliche Bücherei und ein Tages- und Begegnungszentrum.
Seit Oktober 2015 befindet sich dort auch das Pfarrbüro.

Weitere Informationen aus unserer Kirchengemeinde und Ansprechpart-nerInnen für Fragen und Anliegen erhalten Sie aus unserem Gemeindebrief „Rund um den Kirchturm“, der in der Kirche zur Mitnahme ausliegt und im Internet unter www.kg-gb.de. Zur Orgel liegt ein gesonderter Führer aus. Im Schaukasten am Marktplatz können Sie die aktuellen Gottesdiensttermine und die Veranstaltungen der Woche ersehen.

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